Emil Sinclair, der Held aus dem Roman DEMIAN von Hermann Hesse, wird als Junge und später junger Mann immer wieder zu spüren bekommen, dass es nicht nur die behütete, heile und helle Welt der Kindheit und der Eltern gibt, sondern auch eine gefährliche, abstoßende, dunkle Welt. Die wird bevölkert von gemeinen, selbstsüchtigen, verwahrlosten - aber auch von interessanten Menschen. Was hell ist wird ihm bald als eng und unaufrichtig, was dunkel ist mitunter als wirklicher, wahrhaftiger und anziehender erscheinen. Man sagt, beim Erwachsenwerden käme es darauf an, sich selbst kennen zu lernen, differenzieren zu können zwischen Gut und Böse, einander verstehen zu lernen.
In einer mit viel Symbolik ausgestatteten Inszenierung wird Emils Weg ins Leben mit all seinen äußeren und inneren Widerständen gelungen in Szene gesetzt. Hesses Demian hat nicht nur der Jugend nach dem 1. Weltkrieg und den amerikanischen Hippies in den sechziger aus der Seele gesprochen. Der starke Applaus am Schluss der Aufführung belohnte die durchweg guten schauspielerischen Leistungen und die großartige Inszenierung, zeigte aber auch gleichzeitig, dass dieses schon fast 100 Jahre alte Stück auch heute noch etwas mitzuteilen hat.
HNA vom 01.10.2013