Joachim von Burchard

Regisseur

Ich, Jonathan

Jugendstück von Per Nilson

„Nur Idioten werden gemobbt. Blasse feiste Nervensägen oder pickelige Genies mit viel zu starken Brillen.“ So sieht Jonathan die Sache. Er selbst ist dafür viel zu clever. Leider sehen das seine Mutter und seine Klassenlehrerin anders. Und leider spricht seine Shampoo-getränkte Unterhose im Mülleimer der Sportumkleide ebenfalls eine andere Sprache. Aber Jonathan will sich nicht kleinkriegen lassen. Nicht von Nurmi, der in dieser Welt gar nicht existieren dürfte, wenn es so etwas wie Gerechtigkeit in ihr gäbe, und auch nicht von Wilmer, der einmal Jonathans Freund war – in einer längst vergessenen Galaxie. Schließlich gibt es ja auch die kleinen und großen Wunder, wie Milla, die sich als einzige traut, Nurmi die Stirn zu bieten. Und natürlich Tove, das schönste Mädchen der Schule, die einfach nett zu Jonathan ist und ihn sogar bittet, zu Wilmers Party zu kommen. Und alles was dort passiert, scheint sowieso ein grenzenloses Wunder zu sein. Aber leider gibt es so etwas wie Gerechtigkeit nicht und alles kommt immer anders, als man denkt. Und während Jonathan tiefer und tiefer fällt, führt eine zufällige Beobachtung dazu, dass alle gewohnten Verhältnisse in Frage gestellt werden und so etwas wie Hoffnung entsteht.


„Ich Jonathan“ von Per Nilsson schildert, wie Jonathan es durch die Schulzeit schafft, durch die Phase des Erwachsenwerdens, durch die Unsicherheiten, die diese Entwicklung mit sich bringt. Aber was Joachim von Burchard in seiner Inszenierung für die Burghofbühne mit den Schauspielern Tom Gerngroß, Patricia Foik und Adrian Hildebrandt vor den per Beamer-Projektion wechselnden Szenenbildern von Ulrike Schörghofer und zur Musik von Jan Exner zeigte, ging tiefer als noch ein Stück über Mobbing, erwachene Sexualität und dem allgemeinen Unverstandensein sowohl von den Erwachsenen als von den Gleichaltrigen….. … Auf die künstliche Trennung des jungen und erwachsenen Ichs, wie es das Skript vorgab, verzichtete von Burchard. Keine Ablenkung durch künstliche Distanz, stattdessen der Fokus auf die Machtstrukturen zwischen den Personen. „Was habe ich in der Schulzeit gelernt?“, fragt Jonathan zum Schluss. Wohl mehr übers Leben und die Mechanismen auch der Erwachsenenwelt, als er sich als Schüler je eingestehen vermochte.
Langer Applaus des Premierenpublikums in der ausverkauften Remise des Tenterhofs.

NRZ vom 21.01.2024
  • Inszenierung und Bühne: Joachim von Burchard
  • Bühne und Kostüme: Ulrike Schörghofer
  • Musik: Jan Exner
  • Dramarturgie: Verena Caspers
  • Regieassistenz: Hanna-Mathea Schmale
  • Burghofbühne Dinslaken 2024
Trailer
Ich, Jonathan
Szenenfoto
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Ich, Jonathant
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Ich, Jonathan
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