Joachim von Burchard

Regisseur

Wir alle für immer zusammen

von Guus Kuiyer

Wie eine Nacht beim Kälbchen

Vielleicht ist Gott eine Kuh. Für die elfjährige Dichterin Polleke jedenfalls wäre das nicht abwegig. Vor kleinem, aber begeistertem Publikum stand dieser Theaternachmittag unter der Regie von Joachim von Burchard ganz im Zeichen der Kuh.

.. Eine niederländische Landschaft im Geiste des Pop bestimmt das Bühnenbild, auf der Kunstrasentapete weidet das Kälbchen. Wunderschön sind besonders die Luftballons, die erst aufgeblasen Gedichte und Briefe preisgeben. Vier Schauspieler (Lisa-Marie Gerl, Karoline Reinke, Stefan Graf, Mathias Spaan) spielen die insgesamt siebzehn Rollen. Wenn auch äußerlich die Verwandlungen der Figuren nur durch kleine Veränderungen deutlich gemacht werden, bleiben die Rollen greifbar – und das trotz der bisweilen ironischen Distanz der Schauspieler, etwa die der Großmutter (grandios: Karoline Reinke), wenn sie selbst über ihre schrullig-herzliche Direktheit schmunzeln muss. Nur Polleke ist einzig mit Lisa-Marie Gerl besetzt, der es großartig gelingt, Pathos, Entrüstung und fröhliche Energie des Mädchens zu verkörpern.

Wohltuend politisch inkorrekt, aber niemals geschmacklos, verschmitzt aber niemals zynisch hinterlässt das Stück beim Zuschauer ein Glücksgefühl – ein bisschen so, wie wenn man elf Jahre alt ist und bei den Großeltern im Stall beim neugeborenen Kälbchen übernachten darf.

Mainzer Allgemeine Zeitung Februar 2014
  • Regie: Joachim von Burchard
  • Ausstattung: Jeannine Simon
  • Dramaturgie: Nadja Blank
  • Mit: Lisa Marie Gerl, Karoline Reinke, Stefan Graf, Mathias Spaan
  • Staatstheater Mainz 2014
Video Trailer Staatstheater Mainz